Blackmail - Erpressung

Alice (Anny Ondra) arbeitet im Kiosk ihrer Eltern. Eines Abends holt sie ihren Verlobten, den Polizei-Detective Frank (John Longden) vom Dienst ab. Sie beklagt sich, daß sie zum wiederholten Male längere Zeit auf ihn warten mußte. Entsprechend gespannt verläuft der Abend. Zwar gehen die beiden Essen, aber Alice langweilt sich. Zufällig trifft sie auf einen Maler (Cyril Ritchard), mit dem sie offensichtlich vorher Bekanntschaft gemacht hat. Sie läßt Frank im wahrsten Sinne des Wortes sitzen und entschließt sich, mit dem Maler wegzugehen. Der nimmt sie mit in seine Wohnung und versucht, Alice zu vergewaltigen. In Notwehr tötet sie ihn mit einem Messer. Auf die Idee, die Polizei zu rufen und auf den Umstand der Notwehr hinzuweisen, kommt sie in ihrer Verwirrung nicht, sondern streift die ganze Nacht durch die Londoner Innenstadt.

„Natürlich“ wird Frank zum Tatort gerufen. Er erkennt den Maler und er findet auch einen von Alices Handschuhen. Nun weiß er, daß sie die Täterin ist und versucht, sie zu decken. Das ist auch bitter nötig, denn als er sie am nächsten Tag im Kiosk ihrer Eltern trifft, hält sich dort auch der mysteriöse Tracy (Donald Calthrop) auf, der Andeutungen darüber macht, daß er wüßte, was sich am Abend zuvor in der Wohnung des Malers abgespielt habe. Die Höhe des Schweigegeldes ist nun Verhandlungssache...
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Originaltitel: Blackmail
Filmlänge: 95 Min. (PAL)
Produktionsjahr: 1929
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsdatum: 27.03.2002
EAN-Code: 4006680026435

deutsch 1.0
englisch 1.0
italienisch 1.0
spanisch 1.0

Untertitel: deutsch, englisch, italienisch, spanisch

Fazit (7/10):
“Blackmail“ ist ein ungewöhnlicher Film. Ich wage zu behaupten, daß man hier schon den Hitchcock-Touch erkennen kann. Und das liegt sicherlich nicht nur daran, daß Hitch auch in diesem Film kurz als Statist zu sehen ist. Bereits hier merkt man, daß er viel Freude bei der Inszenierung eines Thrillers hatte. Besonders will ich auf die Kamerawinkel und –fahrten hinweisen. Das ist außergewöhnlich, da Kameras zu diesem Zeitpunkt normalerweise starr auf ein Stativ montiert waren und sich nicht bewegten. Da der Zoom noch lange nicht erfunden war, scheute Hitch keine Mühe, mit der Kamera Treppenhäuser hoch- , in Spiegelbilder hinein- oder durch ein ganzes Zimmer auf das Gesicht einer Leiche zuzufahren. Das ist klasse gemacht und man muß sich immer wieder vergegenwärtigen, daß “Blackmail“ 1929 entstand!

Die Tonfilmfassung entbehrt anfangs nicht einer gewissen Komik, denn sie beginnt wie der Stummfilm. Erst nach ca. 8 Minuten beginnen die Dialoge, wollen dann aber auch nicht enden. Teilweise drehen die Protagonisten den Rücken zur Kamera, während sie sprechen. Hier wurden zweifellos Sequenzen aus der Stummfilmfassung verwendet, wenn das auch recht selten ist.

Abschließend noch eine Anekdote zur Herstellung des Tonfilms: Anny Ondra konnte wegen ihrer schlechten Englischkenntnisse nicht selbst sprechen. Damals gab es aber auch keine Möglichkeit, einen Schauspieler zu synchronisieren. So stand am Set eine englische Schauspielerin, die für Anny Ondra sprach, während diese nur die Lippen bewegte.

Insgesamt ein erstaunlich gutes Frühwerk von Hitch und noch dazu in zwei verschiedenen Versionen auf einer DVD! Cineasten werden hier nicht lange überlegen…

Bild (6/10):
Das Bild im Format 4:3 (auf dem Cover ist ein falsches Format angegeben) wurde restauriert. Zwar weist es erhebliche Mängel auf, aber darf man vergessen, daß der Film vor über 70 Jahren gedreht wurde? Flimmern, Dropouts, Kratzer und eine gewisse Unschärfe nimmt man da gerne in Kauf, insbesondere dann, wenn man das Bild mit der nicht restaurierten Stummfilmfassung vergleicht. In so einer guten Qualität hat man “Blackmail“ noch nicht zu Gesicht bekommen.

Ton (4/10):
Der Ton liegt in mehreren Sprachen in Mono vor, darunter Deutsch und Englisch. Die letztere Version dürfte wohl die interessantere sein, wie ich gleich noch ausführen werde.

Extras (6/10):
Auf der DVD befinden sich zwei Filme, denn während “Blackmail“ gedreht wurde, wurde der Tonfilm erfunden. Da noch nicht alle Kinos mit Lautsprechern ausgestattet waren, konnte Hitchcock durchsetzen, zwei Versionen zu drehen. Die Stummfilm- und die Tonfilmfassung sind bis auf wenige Sequenzen nicht identisch, d.h. Dialoge wurden nicht über bestimmte Szenen gelegt, sondern es wurde neu gedreht. Auch die Schauspieler sind teilweise nicht dieselben.

Sehr schön sind die Unterschiede in einer Szene zu sehen, in der Alice nach einer schlaflosen Nacht aufsteht. In der Tonfilmfassung piept ein Kanarienvogel fast unerträglich während der gesamten Sequenz. In der Stummfilmfassung fehlt dieses Zugeständnis an den Tonfilm und man kann sich hier eigentlich viel besser auf Alice konzentrieren.

Eine Sensation auf der DVD ist sicherlich eine Testaufnahme von Anny Ondra, die die Hauptrolle spielt. Hitchcock testet hier ihre Fähigkeit, den englischen Dialog wiederzugeben. Anny kam aus der Tschechoslowakei und konnte kaum Englisch. Entsprechend stark ist ihr Akzent. Als Hitch vor laufendem Mikro eine anzügliche Bemerkung macht, hält sie sich verschämt die Hände vor den Mund und fängt an zu kichern. Schön, daß auch solche Schätze der Filmgeschichte ihren Weg auf eine DVD finden können.